Diesmal konzentrieren wir uns auf eine spezifische, temperaturbezogene Eigenschaft von Kunststoffen: die Wärmeformbeständigkeitstemperatur, auch bekannt als „Load Deflection Temperature“ oder „Heat Distortion Temperature“.
Auch wenn dieser Begriff im Alltag kaum verwendet wird, spielt er eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Wärmebeständigkeit von Kunststoffen – ähnlich wie das Thema Schmelzpunkt, das wir im vorherigen Artikel besprochen haben.
Die Wärmeformbeständigkeitstemperatur wird durch standardisierte Prüfverfahren ermittelt. Vereinfacht gesagt: Auf eine Kunststoffprobe wird eine konstante Last (bzw. Spannung) aufgebracht, und die Temperatur, bei der sie eine festgelegte Durchbiegung erreicht, wird gemessen.
Mit anderen Worten: Wenn sich die aufgebrachte Spannung ändert, ändert sich auch die gemessene Wärmeformbeständigkeitstemperatur.
Typische Spannungswerte, die in Katalogprüfungen verwendet werden, sind:
- 1,8 MPa
- 0,45 MPa
Das bedeutet: Die HDT ist kein absolut fester Materialwert – sie hängt von den Prüfbedingungen ab. Daher ist der Zahlenwert allein wenig aussagekräftig. Nützlich wird er, wenn zwei oder mehr Materialien unter identischen Bedingungen verglichen werden.
Beispiel: Wenn Sie herausfinden möchten, ob Kunststoff A oder Kunststoff B für eine Anwendung in einer Umgebung mit höheren Temperaturen besser geeignet ist, kann der Vergleich ihrer HDT-Werte unter denselben Belastungsbedingungen die Auswahl erleichtern.
Ganz einfach gesagt: Je höher die Wärmeformbeständigkeitstemperatur, desto wärmebeständiger ist das Material unter Last.
Daher ist die HDT ein hilfreicher Referenzwert bei der Auswahl von Kunststoffen für Anwendungen, die unter Temperatureinfluss stehen.
Bei Kashima Bearings berücksichtigen wir bei der Materialauswahl für Kugellager, Gleitlager oder andere Kunststoffbauteile stets die Belastung, die Temperatur und weitere Einsatzbedingungen. Die Wärmeformbeständigkeitstemperatur ist dabei einer der Kennwerte, die wir heranziehen.
Allerdings verlassen wir uns nicht ausschließlich auf die HDT-Werte. Wie bereits erwähnt, hängen die Ergebnisse von der aufgebrachten Last und der Prüfmethode ab. Wenn jedoch die zu erwartende Belastung und Temperatur einer Anwendung den Prüfbedingungen entsprechen, kann die HDT ein praktischer Anhaltspunkt sein, um geeignete Materialien einzugrenzen.
Falls Sie unsicher sind, welcher Kunststoff für Ihre speziellen Bedingungen am besten geeignet ist, kontaktieren Sie uns gerne. Wir helfen Ihnen bei der Auswahl der optimalen Lösung für Ihre Anwendung.